Gesundheitssport
Die Forschungsprojekte im Kompetenzbereich Gesundheitssport am WGI konzentrieren sich auf „Health Enhancing Physical Activity“ (HEPA) mit einem besonderen Fokus auf Kindergarten- und Grundschulkinder sowie Jugendliche. HEPA umfasst die politischen, organisatorischen und individuellen Voraussetzungen für körperliche Aktivitäten in verschiedenen Lebensbereichen, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen.
Um tägliche Bewegungszeiten zu fördern, ist eine bessere Vernetzung der Settings wie Kommunen, Schulen, Familien und Vereine erforderlich. Bewegung wird als wesentlicher Bestandteil von Bildung und Gesundheit angesehen, da sie sowohl die körperliche als auch die psychische und soziale Gesundheit unterstützt.
Das WGI hat in der Vergangenheit zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt, darunter das EUREGIO-Projekt „Gesunde Kinder in Gesunden Kommunen“ (seit 2008) und das EU-geförderte Projekt „Healthy children in sound communities“ (2010-2011). Ein erfolgreiches Pilotprojekt zur Förderung von Bewegung und Reduktion von Übergewicht an Grundschulen wurde im Rahmen der NRW-Studie SpOGATA (2015) realisiert.
Aktuell stehen die Projekte „Gesunde Kommune Altenberge“ und „DRAGOS DSCHUNGELABENTEUER“ im Fokus des WGI. Diese Initiativen zielen darauf ab, die Gesundheit und Bewegungsförderung in der Region zu stärken und innovative Ansätze zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln.
Gesunde Kommune Altenberge
Ausgangslage: Motorische Fähigkeiten, realistische Selbsteinschätzung sowie Motivation und Sportfreude sind entscheidende Faktoren für regelmäßige körperliche Aktivität, die sowohl die physische als auch die psycho-soziale Gesundheit beeinflusst (Dreiskämper et al., 2022). Aktuelle Studien, wie die KiGGs-Studie des Robert-Koch-Instituts, zeigen jedoch, dass nur 22,8 % der Mädchen und 30,0 % der Jungen im Grundschulalter die empfohlenen Bewegungsumfänge einhalten (Finger et al., 2018). Mit zunehmendem Alter sinkt die Zahl der ausreichend aktiven Jugendlichen auf lediglich 7,5 % bei den 14- bis 17-Jährigen. Eine frühzeitige Förderung eines gesunden Lebensstils ist entscheidend, da in dieser Phase Gewohnheiten und motorische Fertigkeiten entwickelt werden, die bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Studien belegen den Zusammenhang zwischen regelmäßiger Bewegung und einem gesunden BMI (Kohake et al., in Revision), wobei das Risiko von Adipositas mit dem Alter steigt.
Zielsetzung: Das Projekt zielt darauf ab, a) motorische Fähigkeiten und das physische Selbstkonzept von Kindern sowie deren Motivation und Sportfreude zu analysieren, b) Entwicklungsverläufe dieser Prädiktoren zu untersuchen und c) die Ergebnisse an Lehrer*innen und Eltern zurückzumelden. Basierend auf diesen Erkenntnissen sollen gezielte Förderangebote im Ganztag konzipiert werden, um Kinder in ihrer motorischen Entwicklung zu unterstützen. Die AGs werden wöchentlich von geschulten Studierenden angeboten.
Rahmen: Das Projekt ist Teil der langjährigen Forschungsaktivitäten im Bereich Sportpsychologie zum Thema Gesundes Aufwachsen und knüpft an vorherige Testungen zur motorischen Entwicklung an. Studierende der Universität Münster werden im Rahmen eines Lehr-Forschungsprojekts ausgebildet und können Abschlussarbeiten sowie wissenschaftliche Publikationen verfassen.
Das Projekt wird unter der Leitung von Prof. Maike Tietjens, Dr. Lena Henning und Prof. Dennis Dreiskämper durchgeführt.
DRAGO´S DSCHUNGELABENTEUER
Der Gesundheits-Check in den Grafschafter Grundschulen
Laut der KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat die motorische Leistungsfähigkeit junger Menschen im Vergleich zu früheren Generationen um bis zu zehn Prozent abgenommen (KiGGS-Welle 1). Nur 22,4 % der Mädchen und 29,4 % der Jungen im Alter von 3 bis 17 Jahren erfüllen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene tägliche Bewegungszeit von 60 Minuten (KiGGS-Welle 2). Bewegung, insbesondere das Spielen im Freien, ist entscheidend für die körperliche, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern. Sportliche Aktivität hat bereits in jungen Jahren positive Auswirkungen auf Körpergewicht sowie das Skelett- und Muskelsystem.
Um in der Grafschaft Bentheim schulpolitische Entscheidungen zur Förderung der Gesundheit von Schüler*innen zu treffen, ist eine aktuelle und verlässliche Datenbasis erforderlich. Diese soll durch „DRAGO‘s Dschungelabenteuer“ geschaffen werden. Das Projekt umfasst drei Bausteine und erfasst grundlegende Daten zur Leistungsfähigkeit und zum Gesundheitszustand von Drittklässlern aus 32 Grundschulen im Landkreis Grafschaft Bentheim.
- Deutscher Motorik-Test
- Bewegungs-/Laufanalyse
- Bioelektrische Impedanz Analyse (BIA)
Themenwelt Dschungel mit Fitnesswand und -Heft
Die Kinder erleben die Sporthalle als Dschungel-Themenwelt, in der die Teststationen spielerisch gestaltet sind. Akustische „Dschungelgeräusche“ schaffen eine abenteuerliche Atmosphäre. Eine 8 m² große Motorik-Fläche im Außenbereich der Schule bietet Schülern die Möglichkeit, auch nach dem Dschungel-Abenteuer regelmäßig kindgerechte motorische Übungen durchzuführen. Ein Stickeralbum motiviert die teilnehmenden Kinder nach dem Test weiter zur Bewegung. Es enthält kindgerechte Erklärungen, Bewegungsübungen, Koch- und Ernährungstipps sowie einen Sportarten-Selbst-Check.
Ehemalige Projekte
gkgk – Gesunde Kinder in gesunden Kommunen
Das Projekt gkgk wurde ins Leben gerufen, um der steigenden Zunahme von Haltungsschäden, Übergewicht und damit verbundenen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes II bei Kindern und Jugendlichen in Europa entgegenzuwirken. Bewegungsmangel hat nicht nur negative körperliche Folgen, sondern beeinträchtigt auch kognitive Lernprozesse, was sich in Konzentrationsschwierigkeiten äußert.
Ziel des Projekts war es, die Gesundheit und den aktiven Lebensstil von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu fördern. Dies geschah durch die Gestaltung einer bewegungsfreundlichen Umwelt sowie durch die Vernetzung von Elternhaus, Schule, Wohnumfeld und Sportvereinen.
Das WGI arbeitete mit Partnern wie der EUREGIO Rhein-Waal, der Sportfederatie Gelderland und dem Landessportbund NRW zusammen, um lokale Netzwerke aufzubauen. Eine Projektwebseite (www.gkgk-online.de) wurden eingerichtet. Diese Arbeitshilfe und die Information über Nutzen und Funktion der Online-Datenbank waren auch in mehreren WGI-Newslettern Thema. Die Newsletter stehen hier als pdf zum Download bereit.
Im Rahmen des Projekts wurden Daten von über 3.000 Grundschulkindern gesammelt und analysiert, um die Entwicklung von Übergewicht (BMI) sowie motorische Kompetenzen zu dokumentieren. Eine praxisnahe Arbeitshilfe zur effektiven Umsetzung eines gkgk-Netzwerks in Kommunen wurde ebenfalls erstellt.
gkgk – Niederlande/ NRW
Von 2008 bis 2013 lief gkgk als Interventionsprojekt an 37 Grundschulen in je sechs niederländischen und nordrhein-westfälischen Kommunen. Durch die Vernetzung von Schulen, Sportvereinen, Elternhaus und Kommunalämtern war es möglich, einige erfolgreiche Maßnahmen zur Förderung eines aktiven Lebensstils einzuführen. Zu diesen Maßnahmen gehört beispielsweise die Einführung von Bewegungsangeboten von Sportvereinen, die den Kindern in Kombination mit dem Schulsport 60-90 Minuten Bewegung am Tag ermöglichen sollen. Zusätzlich wurde im Sportunterricht eine koordinative Grundausbildung vorgenommen und den Eltern eine Rückmeldung zu den koordinativen und motorischen Fähigkeiten der Kinder gegeben. Durch die gemeinsame Bewegung wurde das Interaktions- und Sozialverhalten in der Gruppe gestärkt. Außerdem haben sich die Schüler im Sachunterricht mit gesunder Ernährung sowie mit Vor- und Nachteilen elektronischer Medien beschäftigt, um durch diesen Wissenserwerb nachhaltig den Lebensstil der Kinder positiv zu beeinflussen.
Nach der ersten Interventionsstudie von 2008 bis 2013 (vgl. Hoffmann & Naul,, 2009; Naul, R., Schmelt, D., Dreiskämper, D., Hoffmann, D. & L`Hoir ,M. 2012; Naul, 2012; Naul, R. & Dreiskämper, D. (2013); Dreiskämper & Naul, 2014) schlossen sich in NRW (u.a. Mülheim an der Ruhr) und in den Niederlanden (u.a. Montferland, Enschede) seit 2014 weitere Kommunen mit einer dreijährigen Längsschnittstudie an. Seit dem Jahr 2017 gibt es das gkgk-Projekt auch als ein mehrjähriges, grenzüberschreitendes Interventionsprojekt im Bundesland Brandenburg und vier westpolnischen Kommunen (INTERREG Va gefördert, seit 2018).
gkgk – Polen/ Brandenburg
Das dreijährige deutsch-polnische Interventionsprojekt „Gesunde Kinder in gesunden Kommunen“ (GKGK) richtete sich an Grundschulkinder in Grenzregionen von Deutschland und Polen. Ziel war die Förderung eines gesunden Lebensstils durch die Zusammenarbeit von Familien, Schulen, Sportvereinen und Kommunalämtern.
Die Hauptziele umfassten die Verringerung von Übergewicht, die Erhöhung der Bewegungsaktivität und das Erlernen gesunder Gewohnheiten. Regelmäßige motorische Tests lieferten den Eltern individuelle Lern-Entwicklungs-Protokolle.
Das Projekt beinhaltete Sportunterricht zur Förderung motorischer Fähigkeiten sowie fachübergreifenden Unterricht zu Ernährung und Gesundheit. Außerschulische Sportangebote ergänzten das Programm.
Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg. Das WGI übernahm die Datenanalyse und -aufbereitung. Partner waren unter anderem die Gemeinden Kolobrzeg, Goleniow, Stepnica und Schwedt/Oder. Das Projekt wurde kofinanziert durch die Europäische Union aus Mitteln des EFRE.
KONTAKT
Prof. Dr. Maike Tietjens
WGI-Projektpartnerin
Telefon +49 251 83-39282
E-Mail Kontakt
Dr. Dennis Dreiskämper
stv. Präsident
Telefon +49 251 83-34893
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