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gkgk – Gesunde Kinder in gesunden Kommunen

Berichte über die Zunahme von Haltungsschäden, Koordinationsschwierigkeiten, Übergewicht und damit verbundenen Krankheitsbildern wie Bluthochdruck und Diabetes II bei Kindern und Jugendlichen in Europa nehmen ständig zu. Zusätzlich zu den negativen körperlichen Folgen wirkt sich Bewegungsmangel – gerade bei Kindern und Jugendlichen – außerdem negativ auf kognitive Lernprozesse aus und zeigt sich beispielsweise in Konzentrationsschwierigkeiten. Deswegen verfolgt das Projekt gkgk das Ziel, die Gesundheit und den aktiven Lebensstil von Kindern und Jugendlichen grenzübergreifend nachhaltig zu fördern.

Die Entwicklung eines gesunden Lebensstils ist ein kontinuierlicher Prozess und kann nur aus einem Zusammenspiel eigener gegebener Entwicklungsimpulse und äußerer Entwicklungsanstöße durch die Umwelt erklärt werden. Wichtig ist, für diese äußeren Entwicklungsanstöße zu sorgen. Dies geschieht zum einen durch Kontakt mit Erwachsenen und Gleichaltrigen, zum anderen aber auch durch die Gestaltung der Bewegungs-, Spiel-, Wohn- und Medienumwelt, mit denen Kinder in ihren verschiedenen Lebenswelten in Kontakt kommen. Konkret bedeutet das, dass das WGI die Lebensräume der Kinder so umgestalten möchte, dass Bewegung, Spiel und Sport zu einer täglichen Gewohnheit werden. Dafür werden Maßnahmen ergriffen, die sich auf die Förderung von vier sich ergänzenden Säulen beziehen:

  • Bewegung
  • Ernährung
  • aktiver Lebensstil und
  • Umwelt der Kinder.

Für die Förderung eines gesunden Lebensstils müssen Elternhaus, Schule, Wohnumfeld, Kommune, Sportvereine und sonstige Vereine einbezogen und miteinander vernetzt werden, um das gesamte Lebensumfeld der Kinder zu beachten. Diese Vernetzung ist eine der zentralen Aufgaben, welche sich das Projekt zum Ziel gesetzt hat. Um lokale Netzwerke auszubauen, kooperiert das WGI in dem Projekt gkgk mit Partnern wie zum Beispiel der EUREGIO Rhein-Waal, Vertretern der beteiligten Provinzen in den Niederlanden, der Sportfederatie Gelderland, Ministerien in NRW, dem Landessportbund NRW sowie der Europäischen Akademie des Sports Bocholt-Velen.

Um diese Vernetzung für alle Partner im gkgk-Projekt grenzüberschreitend zu fördern, wurde eine Online-Datenbank (www.gkgk-online.eu) wie auch eine Projektwebseite (www.gkgk-online.de) eingerichtet für den Informationsaustausch, u.a. von Unterrichtsmaterialien, Presseberichten, aber vor allem zur individuellem Rückmeldung der verschiedenen Messergebiss zur Entwicklung von Übergewicht (BMI) und der verschiedenen motorischen Kompetenzen an Schüler/Schülerinnen, ihren Eltern und Lehrpersonen über den Verlauf von vier Schuljahren (vgl. Naul, Utesch, Dreiskämper, 2018; WGI-newsletter No. 9). In der Zwischenzeit wurden die Daten von mehr als 3.000 Grundschulkindern aus diesem Projekt auch in komplexe Berechnungen und Analysen des longitudinalen Konstrukts der physical fitness und der Kongruenz zwischen physischem Selbstkonzept und motorischen Kompetenzen einbezogen (vgl. Utesch et al, 2018a; Utesch et al., 2018b). Eine praxisnahe Arbeitshilfe, mit welchen Maßnahmen und in welchen Schritten man in einer Kommune ein effektives gkgk-Netzwerk aufbaut und steuert, liegt ebenfalls vor (Naul & Wick, 2014). Diese Arbeitshilfe und die Information über Nutzen und Funktion der Online-Datenbank waren auch in mehreren WGI-Newslettern Thema. Die Newsletter stehen hier als pdf zum Download bereit.

 

gkgk (Niederlande/NRW)

Von 2008 bis 2013 lief gkgk als Interventionsprojekt an 37 Grundschulen in je sechs niederländischen und nordrhein-westfälischen Kommunen. Durch die Vernetzung von Schulen, Sportvereinen, Elternhaus und Kommunalämtern war es möglich, einige erfolgreiche Maßnahmen zur Förderung eines aktiven Lebensstils einzuführen. Zu diesen Maßnahmen gehört beispielsweise die Einführung von Bewegungsangeboten von Sportvereinen, die den Kindern in Kombination mit dem Schulsport 60-90 Minuten Bewegung am Tag ermöglichen sollen. Zusätzlich wurde im Sportunterricht eine koordinative Grundausbildung vorgenommen und den Eltern eine Rückmeldung zu den koordinativen und motorischen Fähigkeiten der Kinder gegeben. Durch die gemeinsame Bewegung wurde das Interaktions- und Sozialverhalten in der Gruppe gestärkt. Außerdem haben sich die Schüler im Sachunterricht mit gesunder Ernährung sowie mit Vor- und Nachteilen elektronischer Medien beschäftigt, um durch diesen Wissenserwerb nachhaltig den Lebensstil der Kinder positiv zu beeinflussen.

Nach der ersten Interventionsstudie von 2008 bis 2013 (vgl. Hoffmann & Naul,, 2009; Naul, R., Schmelt, D., Dreiskämper, D., Hoffmann, D. & L`Hoir ,M. 2012; Naul, 2012; Naul, R. & Dreiskämper, D. (2013); Dreiskämper & Naul, 2014) schlossen sich in NRW (u.a. Mülheim an der Ruhr)  und in den Niederlanden (u.a. Montferland, Enschede) seit 2014 weitere Kommunen mit einer dreijährigen Längsschnittstudie an. Seit dem Jahr 2017 gibt es das gkgk-Projekt auch als ein mehrjähriges, grenzüberschreitendes Interventionsprojekt im Bundesland Brandenburg und vier westpolnischen Kommunen (INTERREG Va  gefördert, seit 2018).

gkgk (Polen/Brandenburg)

Das dreijährige deutsch-polnische Interventionsprojekt „Gesunde Kinder in gesunden Kommunen“ (GKGK) ist eine Fortführung des deutsch-niederländischen GKGK-Projekts  und richtet sich speziell an Grundschulkinder in Grenzregionen von Deutschland und Polen (vgl. Henning, 2019; Zimmer, 2019).

Das übergeordnete Ziel dieses Interreg V A Euregioprojekts ist es, gemeinschaftlich in einer lokalen Zusammenarbeit von Familie, Schule, Sportverein und Kommunalämtern, mit abgestimmten Maßnahmen, Kinder altersgerecht zu einem gesunden Lebensstil, der eine ausgewogene Ernährung mit täglichen Bewegungszeiten umfasst, zu fördern. Damit verbunden sind

  • (1) die Verringerung des Übergewichts,
  • (2) die Erhöhung der täglichen Bewegungsaktivität,
  • (3) das Erlernen „gesunder“ Gewohnheiten,
  • (4) die Stärkung der interkulturellen Kompetenzen und des Interaktions- und Sozialverhaltens,
  • (5) die Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen zu stärken sowie
  • (6) die Vernetzung in der Kommune zu einer Präventionskette.

In regelmäßigen Abständen wird ein motorischer Basis-Test durchgeführt, dessen Ergebnisse als individuelles Lern-Entwicklungs-Protokoll festgehalten und an die Eltern bei Elternabenden rückgemeldet werden. Begleitet werden die motorischen Tests von Kinderbefragungen, in denen die förderlichen und hinderlichen Begleitkomponenten im individuellen Lebensstil, vor allem bezüglich des Sportverhaltens, der Ernährung und des Medienkonsums, erfasst werden.

Die Intervention des Projektes besteht aus drei Teilen: neben eines dreistündigen Sportunterrichts, der die motorischen Basisfertigkeiten und die Spielfähigkeit von Kindern fördern soll, aber auch die individuellen Stärken und Schwächen in den Blick nehmen soll (3. Sportstunde), wird auch ein einstündiger fachübergreifender Sachunterricht zu den Themen Körper, Ernährung, Lebensstil und Gesundheitsförderung angeboten. Hinzu kommen außerschulische Maßnahmen wie Sportangebote von Sportvereinen am Nachmittag und weitere gesundheitsfördernde Aktivitäten.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet von der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg (ESAB) unter der Leitung von Frau Professor Dr. Silke Becker und der Koordination von Annegret Zimmer. Das WGI steht einerseits als wissenschaftlicher Berater mit dem Know how aus vorherigen (GKGK-)Projekten zur Verfügung (Roland Naul/Kathrin Aschebrock). Andererseits ist das WGI verantwortlich für die Dateneingabe, -aufbereitung sowie die Datenanalyse und die Rückmeldung der individuellen Ergebnisse in einer Online-Datenbank, in der die am Projekt teilnehmenden Akteure jederzeit auf die für ihn/sie relevanten Ergebnisse zurückgreifen können (Dennis Dreiskämper/Lena Henning).

Leitende Partner sind auf der einen Seite die Gemeinde Stadt Kolobrzeg, Gemeinde Kolobrzeg, Gemeinde Goleniow, Gemeinde Stepnica und die Gemeinde Schwedt/Oder, auf der anderen Seite die Europäische Sportakademie Land Brandenburg, Interreg Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg/Polska. Das Projekt wird kofinanziert von der Europäische Union aus Mitteln des Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).

Literatur zum gkgk-Projekt

Hoffmann, D. & Naul, R. (2009). Die körperliche und motorische Entwicklung von Grundschulkindern in der Gemeinde Velen im Rahmen der Pilotstudie des Interventionsprojekts „Gesunde Kinder in gesunden Kommunen (gkgk). In R. Naul, A. Krüger, W. Schmidt (eds.). Kulturen des Jugendsports: Bildung, Erziehung, Gesundheit (pp.105-128). Aachen: Meyer & Meyer.

Naul, R., Schmelt, D., Dreiskämper, D., Hoffmann, D. & L`Hoir ,M. (2012). “Healthy children in sound communities“ (HCSC/gkgk). – Dutch-German community-based network project to counteract obesity and physical inactivity. Family Practice 29 (1) suppl., i110-116.

Naul, R. (2012). European Union multi-sector strategies to enhance health, physical education and physical activities for children and youth. Global Journal of Health and Physical Education Pedagogy, 1 (1), 22-41.

Naul, R. & Dreiskämper, D. (2013).Gesunde Kinder in gesunden Kommunen (gkgk). Kommunal vernetzte Gesundheitsförderung zwischen Schule und Sportverein. Schule NRW 65(7),324-326.

Naul, R. & Wick, U. (2014). Gkgk Arbeitshilfe. Essen: WGI

Dreiskämper, D. & Naul, R. (2014).Gesunde Kinder in gesunden Kommunen. Betrifft Sport, 36 (6), 10-16.

Naul, R., Dreiskämper, D. & Hoffmann, D.(2014). Physical and health education in Germany: From school sports to local networks of healthy children in sound communities. In M.K. Chin & C. Edginton (eds.).Physical education and health – Global perspectives and best practice (pp.191-204). Urbana, Il.:Sagamore.

Utesch, T. Dreiskämper, D., Strauss, B & Naul, R. (2018a).The development of the physical fitness construct across childhood. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sport, 28 (1), 212-219.

Utesch, T., Dreiskämper, D., Naul,R. & Geukes, IK. (2018b). Understanding physical (in-) activity, overweight, and obesity in childhood: Effects of congruence between physical self-concept and motor competence. Scientific Reports, 8, 5908.

Naul, R. Utesch, T. & Dreiskämper, D. (2018). Monitoring motor development. Measuring motor competence via an online database. In C. Scheuer, A. Bund & M. Holzweg (eds.) Changes in childhood and adolescence. Current challenges for physical education (pp.76-80). Berlin: Logos.

Henning, L., Dreiskämper, D., Utesch, T., Becker, S., Zimmer A. u. a. (2019). Effectiveness and feasibility of the community-based physical activity intervention Healthy Children in Sound Communities (GER/PL). In Getkidsmoving – I-MDRC & CAISPE, Verona, Italien.

Utesch, T., Niehues, D., Dreiskämper, D., Naul, R. u. a. (2019). A comparison of a multi- and single-component school-based physical activity intervention on BMI and motor development in primary school. In Getkidsmoving – I-MDRC & CAISPE, Verona, Italien.

Zimmer, A., Becker, S., Dreiskämper, D., Henning, L. & Naul, R. (2019). „Gesunde Kinder in gesunden Kommunen“ – ein länderübergreifendes Interventionsprojekt zur Bewegungsförderung im Setting Grundschule. In 24. Sportwissenschaftlichen Hochschultag der DVS, Berlin.

KONTAKT

Prof. Dr. Dr. h.c Roland Naul
WGI-Projektpartner
Telefon +49 251 83-34854


Dr. Dennis Dreiskämper
stv. Präsident
Telefon +49 251 83-34893


Allgemeine Informationen zum Kompetenzbereich:

- Interner Link zum Kompetenzbereich Gesundheitssport

 

Weiterführende Informationen:

- Externer Link zum Projekt gkgk (Niederlande/NRW)
- Externer Link zum Projekt gkgk (Polen/Brandenburg)
- Externer Link zur gkgk-Online-Datenbank
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